So viel Wahrheit steckt im neuen Amy-Winehouse-Film „Back to Black“ (2024)

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Von: Nadja Goldhammer

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Amy Winehouse und ihre tragische Geschichte kommen mit „Back to Black“ ins Kino. Doch wie sehr hält sich der Film an die Realität?

Die britische Sängerin mit der rauchigen Stimme war ein absolutes Ausnahmetalent, da sind die meisten von uns sich sicher einig. Bei jedem Radiosong, jedem Spotify-Shuffle oder großartigem Cover erkennt man die Grammy-Gewinnerin sofort. Ihr Tod im Jahr 2011 war ein schwerer Schlag für alle Fans.

13 Jahre später läuft nun ihre Biografie in Form eines Spielfilms in den Kinos. „Back to Black“ erzählt den Durchbruch, das Leben und die Beziehungen der Sängerin aus einer persönlichen Perspektive nach. Doch schafft er es auch wirklich, der Musiklegende ein realitätsnahes Denkmal zu setzen? Ich habe den Film geschaut und mich mit einigen Punkten auseinandergesetzt.

1. Amy Winehouse wuchs in London in einer jüdisch-britischen Familie auf

Der Film „Back to Black“ beginnt damit, dass Amy Winehouse gemeinsam mit ihrer Familie die Zeit genießt. Es ist das wöchentliche Sabbat, an dem jüdische Lieder gesungen werden, auch Amy und ihr Vater Mitch legen einen ansehnlichen Auftritt hin.

Amy Jade Winehouse wuchs tatsächlich in einer jüdischen Familie auf. Ihre Wurzeln liegen in Weißrussland und ihre Familie emigrierte von dort aus im späten 19. Jahrhundert nach England. Allerdings hatte das Judentum und der Glaube eine eigene Bedeutung für Amy: „Jüdisch zu sein heißt für mich, als richtige Familie miteinander Zeit zu verbringen. Es geht nicht darum, eine Kerze anzuzünden und eine Bracha zu sprechen“, so Amy Winehouse gegenüber totallyJewish.com.

So viel Wahrheit steckt im neuen Amy-Winehouse-Film „Back to Black“ (1)

2. Ihre Großmutter Cynthia war Amys Stilikone

Der Film zeigt, dass die junge Amy schon von Anfang an einen ganz besonderen Draht zu ihrer Großmutter Cynthia hat. Noch dazu ist diese ihr Vorbild, wenn es um Mode geht. Für Amy ist es ein Schock, als ihre Großmutter von ihrer Krankheit erzählt.

Die echte Cynthia Winehouse war nicht nur in jungen Jahren selbst Sängerin, sie war ihrer Enkelin auch ausgesprochen ähnlich, was auch Vater Mitch Winehouse betonte. Amy verbrachte jeden Freitag den Sabbat bei ihrer Großmutter und war durch Bilder und Erzählungen ihrer Oma fasziniert von den 50er- und 60er-Jahren. Im Film, so wie im echten Leben, starb Amys Großmutter mit 78 Jahren an Lungenkrebs.

So viel Wahrheit steckt im neuen Amy-Winehouse-Film „Back to Black“ (2)

3. Amy geriet oft mit Menschen aneinander

Im Film spielt Marisa Abela Amy Winehouse und zeigt mit ihrer Haltung, mit ihrem Auftreten und mit ihrer spitzen Zunge eine Amy, die definitiv kein Blatt vor den Mund nimmt. „Ich bin kein f*cking Spice Girl“, pfeffert sie ihrem Label entgegen, noch bevor sie ihren Vertrag in der Tasche hat. Sie sagt immer, was sie denkt und interessiert sich nicht dafür, ein großer Star zu werden. Sie will einfach nur Musik machen.

Doch oft kommt Amy im Film geradezu starrsinnig rüber, sie ist gegen alles und jeden. Hat heftige Ausbrüche. War die echte Amy auch so?

In einem Interview mit theguardian.com beschrieb sie ihr damaliger Manager Nick Shymansky als super witzig und süß. Doch ihre Persönlichkeit sei schwankend gewesen. Schon früh habe das Ausnahmetalent mit mentalen Problemen zu kämpfen gehabt, welche in exzessivem Drogenmissbrauch mündeten.

Laut Shymansky sei es immer wieder zu Gefühlsausbrüchen gekommen, in denen Amy auch zu gewaltvollen Handlungen geneigt haben soll. Gerade in den späteren Jahren sei es immer schwieriger geworden, mit ihr zusammenzuarbeiten. Sie sei durch die Straßen geirrt und habe Nick angerufen. Im Film wird dies auch gezeigt.

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4. Amy und Blake und ihre zerstörerische Beziehung

Im Film wird Amy Winehouse als ziemlich umtriebige junge Frau dargestellt. Am Anfang ist sie mit einem Mann zusammen, den sie nicht wirklich als Partner ernst nimmt. Später lebt sie ein ausschweifendes Single-Leben. Als große Liebe wird später der Produktionsassistent Blake Fielder-Civil eingeführt, den Amy in einem Pub kennenlernt.

Sie verliebt sich Hals über Kopf in ihn. Völlig verständlich, denn die absolut charismatische Performance überzeugt sicher auch viele Kino-Zuschauende. Wäre nicht die ernüchternde Wahrheit dahinter bekannt. Der Film zeigt Blake als Drogensüchtigen, der sich schon morgens eine Line zieht. Allerdings hält die Film-Amy nichts davon. Sie bleibt bei Alkohol und Gras.

So viel Wahrheit steckt im neuen Amy-Winehouse-Film „Back to Black“ (4)

Die Realität sah anders aus. Durch Blake kam Amy Winehouse bekannterweise an die harten Drogen. Crack, Kokain und Heroin und dazu noch Gras und Alkohol standen auf dem Tagesprogramm des On-/Off-Paares. Im Film bezeichnet Blake sich und Amy als toxisch Co-Abhängig.

Noch heute trägt Blake Fielder-Civil die öffentliche Schuld am Tod seiner Ex-Ehefrau mit sich. Anlässlich ihres 40. Geburtstages sprach er in der britischen ITV-Morgensendung Good Morning Britain über seine damalige Beziehung zu Amy: „Ich war ein 20-jähriger Drogensüchtiger und hatte keine Ahnung, wie ich mich selbst clean kriegen sollte, geschweige denn jemand anderen.“ Noch heute kämpft er mit seiner Drogensucht.

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5. Und zuletzt: Amy Winehouses Besetzung im Film

Schauspielerin Marisa Abela macht vieles richtig. Sie ist eine gute Schauspielerin und gibt sich wirklich Mühe, in die großen Fußstapfen zu treten. Die junge Frau ist ebenfalls Britin und hat schon im Kinohit „Barbie“ mitgespielt. Im Film stellt sie Amy Winehouse dar, am Anfang und am Ende ihrer Karriere.

Amys neu interpretierten Vintage-Style, ihre Vorliebe für Tattoos, der starke Lidstrich und die geschmückte Beehive-Frisur. Es ist alles da, nur die Ähnlichkeit zu Amy selbst fehlt. Gleiche Gesichtszüge oder ähnliche charakteristische Merkmale wie bei der Besetzung anderer großer Künstler:innen in ihren Biopics fehlen hier leider.

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Fazit zu „Back to Black“ als Amy Winehouse Biopic?

Vom Aussehen bis zu ihrer Karriere hat man versucht sich der erfolgreichen Doku „Amy“ anzupassen. Man hat sich an viele Momente, die wirklich passiert sind, orientiert. Einen tieferen Einblick in die Seele von Amy Winehouse bekommt man allerdings nicht. Stattdessen wurden Momente in Amy Winehouse Leben, die schon von der weltweiten Klatschpresse ausgeschlachtet wurden, einfach übernommen und mit etwas Glitzer darüber nacherzählt.

Blake wirkt fast wie das „Opfer“ der ganzen Geschichte und Amys Persönlichkeit ist nach wie vor nicht wirklich greifbar. Berührt hat mich der Film trotz allem, denn die Songs sind pure Nostalgie, die mich an meine späten Teenie-Jahre erinnern. Doch eine tiefgründige, realitätsnahe Erzählung des Lebens einer Musiklegende sieht anders aus. Davon haben wir immerhin schon einige im Kino sehen dürfen.

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